Werkstatt Alpen
Von Macherinnen und Machern
‹Werkstatt› Alpen begleitet Handwerker:innen des alpinen Raums in ihrem Alltag. Diese schaffen nicht nur hochwertige Produkte sondern vermögen oft auch neue Perspektiven aufzuzeigen, wie Tradition und Gegenwart verknüpft werden können. Was bedeutet es, in einer digitalisierten und globalisierten Welt ein Produkt mit den Händen herzustellen? Wie viel Handarbeit steckt noch im modernen Handwerk – in Skiern, Schuhen, Schindeln? Und was bedeutet uns unser Handwerk?
Das Herz der Ausstellung bilden sieben Porträts: Von der traditionellen Schindelmacherin über einen jungen Holzskimacher bis zur Näherin der Firma Kandahar. In Film-, Bild und Ton erzählen die Protagonist:innen über ihren Alltag, den Umgang mit Ressourcen und Werkzeugen, Lernen und Wissen, aber auch von der Schwierigkeit, mit ihrem Handwerk im globalen Markt zu bestehen.
Das Museum wagte das Experiment, die Ausstellungsräume zur Werkstatt zu machen und legte dabei einen besonderen Fokus aufs Machen. In der eigens für die Ausstellung konzipierten Schindelwerkstatt konnten die Besuchenden den Werkstoff Holz erproben. Daneben lud eine Live-Gastwerkstatt im Ausstellungsraum ein, Handwerker:innen beim Machen über die Schultern zu schauen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen.
Konzept und Dramaturgie, Vermittlungsformate, Szenografie, Grafik, Filmproduktion, Interaktion und Programmierung
Ausgezeichnet mit dem Preis:
Die besten Plakate 2020!
Ausgezeichnet mit dem Preis: Die besten Plakate 2020!
Gutes Handwerk ist Handarbeit: Hier sprühen Funken oder fliegen Späne durch die Luft. Ganz bewusst und mit einem Augenzwinkern verweisen die Ausstellungsplakate auf das Bild des vor Kraft strotzenden (meist männlichen) Handwerkers aus der Werbewelt der Werkzeuganbieter, welcher scheinbar mühelos jedes Material bezwingt.
In Zusammenarbeit mit Josh Schaub (Animation) und Dani Hobi (Sounddesign)
Grossformatige Filmprojektionen verbanden sich mit der Szenografie zu Fenstern in die Werkstätten der porträtierten Protagonist:innen. Diese Langzeit-Dokumentationen gaben nicht nur Einblick in unterschiedliche Rohstoffe, Arbeitsschritte und Werkzeuge, sie legten auch die Struktur und die Mechanik der Betriebe offen: Rituale wie die 9h Pause oder das abendliche Aufräumen gehörten zum fixen Handwerksalltag genauso wie die Trennung einzelner Arbeitsschritte oder die serielle Produktion von Dingen.
Die Schere als Navigationsmittel: Durch das Platzieren des Werkzeuges auf die Arbeitsfläche wird der Film- und Audiobeitrag gestartet.
Verknüpfung analoger und digitaler Interaktion: Welche Werkzeuge zeichnen die einzelnen Handwerke aus? Wieviele unterschiedliche Hämmer gibt es? Und wie liegt ein Werkzeug in der Hand? Nebst diesem direkten haptischen Zugang funktionierten die Objekte auch als Navigationsmittel. Sobald ausgewählte Werkzeuge auf eine mit Screens ausgestattete Arbeitsfläche gelegt wurden, konnte man über einen am Werkzeug angebrachten Tag die entsprechenden Film- und Audiobeiträge in Gang setzen und so das Werkzeug und seine:n Besitzer:in in Aktion beobachten.
Das Museum als Werkstatt: Die Ausstellungszenografie wurde fast ausschliesslich aus Material aus den porträtierten Werkstätten entwickelt und bestückt. Neben unverarbeiteten Rohstoffen steuerten die Protagonist:innen persönliche Werkzeuge, aber auch Kleinmöbel und typische Werkstattobjekte mit ganz besonderer Patina für die Dauer der Ausstellung bei. Die Besucher:innen konnten so spezifische Gerüche und Oberflächen sinnlich und haptisch erleben und viele Werkzeuge in die Hand nehmen.
Die sogenannte ‹Gastwerkstatt› war mitten im Ausstellungsraum platziert. Während der Dauer der Ausstellung verlegten verschiedene Handwerkbetriebe ihre Werkstätten – für jeweils ein paar Wochen – ins Museum. Besucher:innen erhielten so die Möglichkeit, den Macher:innen über die Schultern zu schauen und ins Gespräch zu kommen. Wo sonst kommen Besucherinnen mit ihren Geigen ins Museum, um ein langwieriges Problem ihrer Nackenstütze mit dem Geigenbauer zu besprechen?
Miteinander Lernen: In der Schindelwerkstatt konnten die Besuchenden selbst Hand anlegen und sich mit dem Rohstoff Holz im Schindeln erproben. Dabei wurden sie mit grundsätzlichen Fragen konfrontiert: Wie verhält sich ein Material? Wie viel Kraftaufwand muss ich einsetzen, um es zu bearbeiten? Aber auch: Welche handwerklichen Feinheiten gilt es zu beachten? Und wieviel Geduld bringe ich dafür auf? Das Resultat war ein wachsendes, kollektives Gesamtwerk, das nach und nach die Ausstellungsräume mit Schindeln verkleideten.
Klingende Abluftrohre: Das Biegen der Rohre löst einen Audiobeitrag aus.
Umgang mit Resourcen: Die Ausstellungswände wurden von der vorhergehenden Ausstellung übernommen und adaptiert. Paletten, Verpackungskisten sowie sämtliches Material aus den Werkstätten gingen nach der Ausstellung wieder zurück an die Produzenten oder in die Handwerksbetriebe.